Der "Karpaltunnel" beginnt anatomisch am Übergang vom Handgelenk zur Handwurzel. Im Bereich der Handwurzel bilden die acht Handwurzelknochen in Form eines flachen U-Bogens den Boden und die Seiten des Kanals, das kräftige, querverlaufende Handwurzelband (Retinaculum flexorum) bedeckt den Kanal nach beugeseitig.
Im Karpalkanal verlaufen neun Beugesehnen für Langfinger und Daumen und der Mittelnerv (Nervus medianus). Der Mittelnerv ist etwa bleistiftstark und besteht aus tausenden von Nervenfasern, die das Gefühl vermitteln für die Beugeseiten und einen Teil der Streckseiten von Daumen, Zeige-, Mittel- und der Hälfte des Ringfingers. Dazu führt der Mittelnerv einen motorischen Anteil (Thenarast), der einen wichtigen Teil der Daumenmuskulatur versorgt.
Der Mittelnerv liegt zwischen dem queren Handwurzelband und den Beugesehnen, beim Strecken und Beugen des Handgelenkes und/oder der Finger kann er hier eingeengt werden.
Das Karpaltunnel-Syndrom wird verursacht durch steigenden Druck im Karpalkanal, woraus dann eine Kompression des Mittelnerven resultiert. Wenn die weiche Struktur des Nervens gegen das querverlaufende Handwurzelband gedrückt wird, kommt es zur Verschlechterung der Durchblutung im komprimierten Teil des Nervens und zu den typischen Symptomen (s.u.).
Verschiedene Ursachen können zur Entwicklung eines Karpaltunnel-Syndroms führen:
Selten kann das Karpaltunnel-Syndrom ausgelöst werden durch sich ständig wiederholende Belastungen/Verletzungen im Rahmen besonders anstrengender Tätigkeiten. Wesentlich häufiger können jedoch diese Tätigkeiten ein vorbestehendes Karpaltunnel-Syndrom verschlimmern oder ein latentes Karpaltunnel-Syndrom (noch ohne Symptome) auslösen.
So wie berufliche Belastungen können aber auch andere Aktivitäten des täglichen Lebens und der Freizeit Symptome des Karpaltunnel-Syndrom hervorrufen (z.B. längeres Rasenmähen oder Radfahren, Stricken, Holzarbeiten). Vermeiden dieser Tätigkeiten, Arbeitspausen oder Benutzung ergonomischer Werkzeuge können die Karpaltunnel-Syndrom-Beschwerden unter Umständen bessern. Zu entscheiden, ob ein Karpaltunnel-Syndrom auf beruflich oder privat belastende Tätigkeiten zurückgeführt werden kann, ist sehr schwer.
Die häufigsten Symptome sind Taubheit, Brennen und Prickeln von einem oder mehreren Fingern, in der Regel unter Ausnahme des Kleinfingers. Diese Symptome können jederzeit auftreten, sehr häufig und typischerweise jedoch nachts und am frühen Morgen und führen damit zum Aufwachen des Patienten. Besserung erreicht der Patient dann durch Schütteln, Massage und Hochhalten der betroffenen Hand sowie Anwendung von kaltem Wasser.
Die Schmerzen können sich ausdehnen über den Unterarm und den Ellbogen bis in Schulter und Hals. Diagnostisch abgrenzen muß man in diesen Fällen z.B. von der Halswirbelsäule ausgehende Beschwerden. Bei Vorliegen eines Karpaltunnel-Syndroms können die täglichen Aktivitäten mit Handgelenksbeugung und Greifbewegungen wie z.B. Telefonieren und Autofahren Taubheit und Prickeln hervorrufen. Die Gefühlsminderung kann sich äußern in Unbeholfenheit und Schwäche der betroffenen Hand. Patienten lassen Gegenstände fallen oder sind nicht mehr in der Lage, bestimmte feinmotorische Tätigkeiten oder einen festen Spitzgriff auszuführen. Der Daumenballen besteht aus der Thenarmuskulatur, diese werden, wie oben beschrieben, zum Teil vom Mittelnerven kontrolliert. Bei fortgeschrittenem Karpaltunnel-Syndrom entwickelt sich in der Regel eine Thenaratrophie, d.h. die Thenarmuskulatur ist verschmächtigt. Als Folge sind die Beweglichkeit und die Kraft des Daumens eingeschränkt.
In der Regel sichern die typische Vorgeschichte (Anamnese) und die klinisch-handchirurgische Untersuchung mit Feststellung der beschriebenen Symptome die Diagnose. Zur kompletten Diagnostik gehören unbedingt eine neurologische Untersuchung und die Röntgen-Untersuchung des Handgelenkes, um knöcherne Ursachen auszuschließen.