Marien Kliniken - St. Marien-Krankenhaus Siegen bündelte mit der Gründung des Zentrums für minimal-invasive Chirurgie und Robotic Surgery unter der fachlichen Leitung von Dr. Dietmar Stephan, Gastprofessor für Gastroenterologische Chirurgie der Saitama Medical University International Medical Center, Japan, seine Kompetenzen im Bereich der "Schlüssellochchirurgie" und der robotik-assistierten Chirurgie.
Die minimal-invasive Chirurgie hat nahezu sämtliche Fachdisziplinen der operativen Medizin in einer beispiellosen Weise revolutioniert. Viele Operationen, für die früher ausgedehnte Schnittführungen notwendig waren, können mittlerweile mit der gleichen Sicherheit für den Patienten durch kleine Schnitte mit bis zu zwei Zentimetern Länge risikoarm durchgeführt werden. Voraussetzungen hierfür sind die Entwicklung der entsprechenden Techniken und Instrumente.
Moderne bildgebende Verfahren übertragen Aufnahmen aus dem Körperinneren auf einen Bildschirm, der dem Operateur bei der „Navigation“ durch die Organe unterstützt. Über Arbeitskanäle werden feinste Scheren, Greifzangen und elektrochirurgische Instrumente platziert, mit denen dann unter videoendoskopischer Sicht die entsprechenden Eingriffe vorgenommen werden. Für die meisten minimal-invasiven Operationen im Bauchraum und im Brustkorb sind zwischen zwei und maximal sechs winzige Schnitte erforderlich. Das Vermeiden eines großen herkömmlichen Schnittes bringt den Patienten viele Vorteile: Insbesondere sind die Wundschmerzen – wenn überhaupt vorhanden – nach dem Eingriff wesentlich geringer, so dass nach dem operativen Eingriff deutlich weniger Schmerzmittel benötigt werden.
Neueren Datums sind Eingriffe, bei denen der Operateur von einem Roboter assistiert wird. Hier entwickelte sich Marien Kliniken - St. Marien-Krankenhaus Siegen in den letzten Jahren zu einem internationalen Ausbildungszentrum.
Da Schmerzmittel häufig als Nebenwirkung ermüdend wirken und Brechreiz auslösen können, bedingt dieser Minderverbrauch eindeutig gebessertes Allgemeinbefinden der Patienten in den ersten Tagen nach einer Operation. Das frühzeitige Verlassen des Bettes beispielsweise zum Toilettengang wird beschleunigt und ist deutlich angenehmer. Durch die Bettruhe bedingte Komplikationen wie beispielsweise Lungenentzündungen und Blutgerinselbildungen in den Beinvenen (Thrombosen) sind wesentlich seltener. Insgesamt ist das Risiko – auch bedingt durch die insgesamt verminderte Stressreaktion des Körpers – bei minimal-invasiven Operationen geringer als bei den meisten ‚herkömmlichen’ offenen Eingriffen. Die Verweildauer im Krankenhaus ist gegenüber der offenen Chirurgie, die freilich nicht durch die minimal-invasive Chirurgie ins Abseits gerückt wird, deutlich verkürzt. So können viele Patienten können bereits nach wenigen Tagen Marien Kliniken - St. Marien-Krankenhaus Siegen wieder verlassen und rasch in ihr gewohntes soziales und berufliches Umfeld zurückkehren.
Auch auf lange Sicht haben die im Zentrum für Minimal-invasive Chirurgie und Robotic Surgery eingesetzten Schlüssellochverfahren deutliche Vorteile. Die Operationsnarben sind sehr klein und häufig kaum noch sichtbar, was nicht nur von unseren Patientinnen besonders geschätzt wird.
Operationsbedingte Verwachsungen, insbesondere im Bauchraum, fallen deutlich geringer aus als nach offenen Methoden. Dadurch sinke das Risiko für verwachsungsbedingte Darmverschlüsse, welche auch viele Jahre nach einer Operation noch auftreten könnten. Außerdem ist das Risiko für die Entstehung von Bauchdeckenbrüchen im Bereich der Operationsnarben weitgehend zu vernachlässigen. Die minimal-invasive Chirurgie bildet einen ganz besonderen Arbeitsschwerpunkt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
So wird beispielsweise der entzündete Wurmfortsatz (Blinddarmentzündung) routinemäßig minimal-invasiv entfernt. Leistenbruchoperationen werden sowohl ein- als auch beidseitig und auch nach bereits früher vorgenommenen Bruchoperationen mit endoskopischen Verfahren extrem schonend und effektiv therapiert. Die Patienten können anschließend bereits nach wenigen Tagen wieder ihren gewohnten beruflichen und sportlichen Aktivitäten nachgehen. Wir verfügen auch über sehr gute und langjährige Erfahrungen bei minimal-invasiven Eingriffen an der Galle.
Das Zentrum im St. Marien-Krankenhaus ist die Klinik mit der weltweit größten Erfahrung mit dem sog. Senhance System. Es wurden seit über zwei Jahren über 400 Robotic-Operationen durchgeführt. Bei dem System sitzt der Operateur mit 3D-Brille an einer Steuerkonsole – in leichter Entfernung vom Operationstisch – und bedient dessen robotischen Instrumentenarme. Die hochauflösenden Bilder in 6-facher Vergrößerung aus dem Bauchraum sind dabei jederzeit stabil und übersichtlich ohne „Wackeln“. Auch der Bildausschnitt wird vom Operateur selbst bestimmt. Ein sogenanntes Eye-Tracking-System verfolgt seine Augenbewegungen und steuert damit die Kamera, die früher ein weiterer Mediziner per mündlicher Ansage steuern musste. Die Roboter-Arme sind für den Operateur in ergonomisch geeigneter Position leicht zu bedienen. Kein (leichtes) Zittern der Hand beeinträchtigt sein Arbeiten. So sind auch präzisere Schnitte möglich.
„Das System ermöglicht es dem Operateur, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er ist, anders als bei einem klassischen minimal-invasiven Eingriff, nicht durch eine unangenehme, einschränkende Haltung am Operations-Tisch beeinträchtigt“, so Prof. Stephan. Die Expertise der Ärzte der Chirurgischen Klinik um Prof. Frank Willeke und Prof. Dietmar Stephan ist inzwischen insbesondere in den USA gefragt. Prof. Stephan ist regelmäßig an verschiedenen Universitäten in den USA zu Gast, um US – Chirurgen in der Robotic – assistierten Chirurgie mit dem Senhance System auszubilden und zu trainieren.
Die Schlüssellochchirurgie bietet durch die Operation mit einer Videokamera im Bauchraum und Brustkorb wesentliche Vorteile gegenüber der konventionellen "offenen" Chirurgie: Durch kleinere Schnitte ergeben sich wesentlich kleinere Narben. Postoperative Schmerzen werden vermindert und der Klinikaufenthalt verkürzt.