Da das Kniegelenk keine knöcherne Führung hat, ist es auf Kapsel-Band-Strukturen angewiesen, die ihm die notwendige Stabilität verleihen und Extrembewegungen verhindern.
Folgende Bandkomplexe haben besondere Bedeutung:
Die hintere Kreuzbandruptur ist ca. 10 mal seltener als die Ruptur des vorderen Kreuzbandes. Sie wird häufig nicht richtig erkannt oder sogar übersehen. Betroffen sind überwiegend Männer um das 30. Lebensjahr.
Das hintere Kreuzband ist das kräftigste Band im Kniegelenk. Es verhindert dass der Unterschenkel (Tibia) im Vergleich zum Oberschenkel (Femur) nach hinten rutscht und sichert zusätzlich die Rotation.
Nach einer Ruptur des hinteren Kreuzbandes kommt es zu einer vermehrten Rotationsmöglichkeit mit dem Empfinden einer Instabilität, Schmerzhaftigkeit, eingeschränkten Funktion und langfristig zum Verschleiß der Menisken und des Knorpels.
Häufig treten diese Verletzungen im Rahmen eines hochenergetischen Traumas (z.B. Motarradunfall) auf.
Hierbei kommt es typischerweise zu einem direkten Anpralltrauma am Unterschenkel bei gebeugtem Kniegelenk („dash-board-injury“).
Die dabei nach hinten auf den Unterschenkel gerichtete Energie führt dann zur Zerreißung des hinteren Kreuzband.
Die Patienten haben häufig einen starken Bewegungsschmerz sowie eine massive Schwellung aufgrund einer Einblutung ins Gelenk. Es können lokale Druckschmerzen bestehen und vor allem ein positiver Schubladen-Test, als Beweis der Instabilität.
Häufig ist hier die klinische Untersuchung zielführend. Mit verschiedenen klinischen Testverfahren kann hier eine Instabilität nachgewiesen werden. Zusätzlich wird häufig eine Röntgen- und MRT-Diagnostik durchgeführt. In manchen Fällen erfolgt die Diagnostik arthroskopisch.
Im Gegensatz zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes entwickelt sich hier deutlich seltener ein Instabilitätsgefühl des Patienten. Zusätzlich ist die Durchblutungssituation des hinteren Kreuzbandes deutlich besser, so dass primär der konservative Therapieversuch anzustreben ist. Hierzu werden spezielle Schienensysteme verwandt.
Sollte trotz konservativer Therapie eine hintere Schublade verbleiben, und zusätzliche Instabilität, sollte hier die operative Therapie angestrebt werden.