Als Morbus Osgood schlatter bezeichnet man eine aseptische Knochennekrose im Bereich der knorpeligen Schienbeinvorderkante (Tuberositas tibiae), die zu einer Ossifikationsstörung (Störung der Knochenbildung) oder Ablösung von Knochenfragmenten führen kann. Aseptische Knochennekrosen entstehen ohne eine Infektion durch eine Minderversorgung mit Blut. Die genaue Ursache ist dabei noch ungeklärt. Betroffen sind vor allem Kinder und männliche Jugendliche im Alter von 9-15 Jahren sowie sportlich aktive Menschen.
Ursächlich ist vermutlich eine Dysbalance zwischen Belastbarkeit und Belastung des Knorpels. Daher bildet sich am Ansatz der Patellasehne eine Verdickung des Gewebes und es kann zu freien Ossikeln (kleine Knochenteilchen) im Bereich des Ansatzes kommen.
Im Frühstadium kommt es zu belastungsabhängigen Schmerzen im Bereich der oberen Schienbeinkante, welche in der Untersuchung einen deutlichen Druckschmerz zeigen.
In der Röntgenuntersuchung zeigen sich freie Ossikel und die Strukurauflockerung der Tuberositas tibiae. Eine MRT Untersuchung kann zum Ausschluss osteochondraler Läsionen, Meniskusschäden oder Nekrosen der Patellasehne erfolgen.
Die Entlastung des Kniegelenkes ist die primäre Therapie. Hier genügt zunächst der Verzicht auf sportliche Aktivitäten im Frühstadium, später können auch ein Gipstutor und Unterarmgehstützen nötig sein. Es kommt zudem eine Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten in Frage. Auch eine Ultraschallbehandlung des Sehnenansatzes ist möglich. Zudem kann die physiotherapeutische Übungsbehandlung mit Dehnübungen und Verbesserung der Koordination begonnen werden. In der Regel kommt es bei konsequenter konservativer Therapie nach einigen Wochen zur Ausheilung. In chronischen Fällen kann nach abgeschlossenem Wachstum eine Operation sinnvoll sein. Hierbei werden freie Ossikel aus der Patellasehne entfernt bzw. der Knochenvorsprung an der Tibiavorderkante abgetragen.