Definition:
Epicondylitis (auch Epikondylopathie) sind schmerzhafte Sehnenansätze von Muskeln des Unterarms, die an den beiden Knochenvorsprüngen oberhalb des Gelenks (Epikondylen) am Oberarmknochen entspringen.
Schmerzhaftigkeit des Ellenbogengelenks bei bestimmten Bewegungen gehört zu den häufigsten Erkrankungen in der Orthopädie. Das Auftreten des schmerzhaften "Tennis"- oder "Golfer"- Ellenbogens ist nicht auf die namensgebenden Sportarten begrenzt. Dennoch haben nach Untersuchungen über 50% der Tennisspieler diese Erkrankung zumindest gelegentlich. Tennisspieler, die mehr als 3 Stunden pro Woche spielen oder Spieler, die über 40 Jahre alt sind, haben ein deutlich erhöhtes Auftreten der Epicondylitis.
Der typische Epicondylitis-Patient ist zwischen 35 und 55 Jahren alt, Freizeitsportler oder zumindest körperlich regelmäßig aktiv; Männer und Frauen haben eine gleiche Wahrscheinlichkeit, am Tennisellenbogen zu erkranken.
Jede regelmässige Überanstrengung der Muskulatur des Unterarms kann zu dieser schmerzhaften Erkrankung führen.
Diese Erkrankung gehört zu den Ansatztendinopathien - den Sehnenerkrankungen: Der Schmerz konzentriert sich nämlich an der Stelle, wo die Sehnen der Unterarmmuskeln am Oberarm ansetzen.
Tennisellbogen, Tennisellenbogen, Tennisarm, Epicondylitis humeri radialis, Epicondylitis humeri lateralis, Golferellenbogen, Repetitive Strain Injury, RSI, Therapie der Epicondylitis, Symptome der Epicondylitis
So ist der Tennisellenbogen (Epicondylitis) eine typische Überlastungserkrankung. Daher tritt Epicondylitis auch oft als Berufserkrankung auf: Der Umgang mit schweren Werkzeugen (schwerer als 1 kg), das wiederholte Heben schwerer Lasten oder sich wiederholende Bewegungen über mehr als 2 Stunden am Tag begünstigen den Tennisellenbogen.
Für den Orthopäden präsentiert sich eine Epicondylitis meist als klarer Fall. Patienten klagen über stechende Schmerzen seitlich am Ellenbogen. Bei Bewegungen oder Streckung des Unterarmes flammt der Schmerz auf. Der Sehnenansatz der Unterarmmuskeln am Oberarm ist am Ansatzpunkt eindeutig druckschmerzhaft.
Oft präsentiert sich der Muskel, der im oberen Bereich des Unterarms verläuft, deutlich gerötet und geschwollen.
Eine Diagnose durch bildgebende Verfahren ist oft nur zur Bestätigung erforderlich. Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanzspektroskopie (MRT) können bei langwierigem Verlauf der Epicondylitis helfen, andere Krankheitsursachen auszuschließen.
Ein direkter Nachweis des Tennisellenbogens kann durch Injektion eines Lokalanästhetikums in den Sehnenansatz erfolgen. Die Schmerzempfindung geht danach unmittelbar zurück.
Die gesamte Muskulatur des Unterarms, die für die Beweglichkeit und Kraft in Fingern und Handgelenk zuständig ist, haftet über Sehnen an der relativ kleinen Stelle am Oberarmknochen. Diese Ansatzstelle kann man sich wie einen Kleiderhaken vorstellen, an dem schwere Mäntel und Taschen aufgehängt werden. Zu viel Zug verformt den Haken.
Entsteht zu viel mechanischer Zug, kann sich dieser Bereich leicht entzünden. Die Behandlung zielt also zunächst auf die Entzündung: durch Salbe, Eis oder Entzündungshemmer (NSAR) wird die Entzündung behandelt.
Auch der Zug an dem Sehnenansatzgebiet muss reduziert werden. Das kann durch Schonung, äußerlich getragene Schienen und Dehnungsübungen (Physiotherapie) erzielt werden.
In weit über 90% aller Fälle von Epicondylitis führt bereits eine konservative Behandlung zum vollständigen Abklingen der Schmerzen.
Wichtig ist jedoch die Mitarbeit des Patienten. Durch spezielle Übungen sowie Vermeiden der Belastung, die zur Epicondylitis geführt hat, kann der Patient seinen Beitrag zur Heilung leisten.
Bekämpfung der Schmerzen und der Entzündung gehören zu den ersten Maßnahmen. Das kann durch Kühlung des Ellenbogens mit Eis erreicht werden.
Durchblutungsfördernde und schmerzstillende Salben können ebenfalls beim Abklingen der akuten Schmerzen helfen (Voltaren).
Zu Beginn der Behandlung verordnet der Orthopäde auch eine Anwendung von entzündungshemmenden Schmerzmitteln (Antiphlogistika, z.B. Ibuprofen).
Physiotherapeutisch kann der Heilungsprozess durch Dehnung der entzündeten Muskeln unterstützt werden. Durch regelmäßige passive Beugung und Überstreckung des Handgelenks und durch Streckung des Unterarms kann der Patient selbst zur Heilung und zur Gesunderhaltung bei Tennisellenbogen beitragen (exzentrische Trainingstherapie). Dabei wird durch regelmäßige Dehnung langfristig die Muskelspannung im Unterarm abgesenkt: der Zug am Sehnenansatzgebiet - gerade bei Aktivität - wird so vermindert (Detonisierung).
Eine Epicondylitis-Orthese leistet eine gezielte und dosierte Kompression am Unterarm. Eine Epicondylitis-Orthese vermindert - vor allem bei Belastung - die Zugspannung am Sehnenansatz und fördert dadurch die Heilung der Epicondylitis. Epicondylitis-Orthesen üben einen leichten, massierenden Druck auf den Unterarmmuskel aus: So wird die Zug-Spannung abgesenkt. Gerade bei Aktivität oder Sport soll diese Epicondylitis-Spange getragen werden, denn sie kann die schmerzhaften Belastungsspitzen im Sehnenansatzgebiet absenken.
In hartnäckigen Fällen oder bei bereits verkalkten Sehnenansätzen wird der Tennisellenbogen durch eine extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) behandelt.
Für spätere Stadien der Epicondylitis stehen verschiedene Injektionstherapien zur Verfügung - dazu gehören Behandlungen wie Cortison-Injektionen oder Botox-Injektionen in das entzündete Sehnenansatzgebiet. Cortison-Injektionen werden wegen einer möglichen Schädigung des Sehnenansatzes selten vorgenommen.
Bei rezidivierende Tennisellenbogen ist eine Operation des Sehnenansatzes erforderlich. Durch operative Entfernung des degenerierten Gewebes im Sehnenansatzbereich wird die Sehnenspannung abgesenkt.
Prinzipiell gibt es zwei verschiedene Verfahren, um einen Tennisarm zu operieren:
Bei der Operation nach Hohmann wird die Muskulatur, bzw. Sehne, die im Bereich des Ellenbogens (am Oberarmknochen) entspringt, vorsichtig abgelöst. Auch die Bänder, die in diesem Areal ansetzen, werden genau unter die Lupe genommen, um eventuell vorhandene knöcherne Veränderungen abzutragen, die ebenfalls zu den Symptomen eines Tennisarms beitragen.
Bei der Operation nach Wilhelm werden die kleinen Nerven, die den Ellenbogen sensibel versorgen, durchtrennt und anschließend verödet. Dies bezeichnet man als sogenannte „Denervierung“. Häufig werden diese beiden Operationstechniken kombiniert.
Die Schnittgröße beträgt normalerweise etwa 4 bis 5cm und der ganze Eingriff dauert circa 20 - 45 Minuten.
Nach einer solchen Operation muss der betroffene Arm eine Zeit lang ruhig gestellt werden. Dies wird in der Regel dadurch gewährleistet, dass dem Patienten eine Gipsschiene angelegt wird, die dieser für ungefähr zwei Wochen tragen muss. Eine Gipsschiene ist allerdings nicht zwingend.
Im Anschluss daran sollte dann langsam wieder angefangen werden, den Ellenbogen im Gelenk zu bewegen.
Je nach Heilungsverlauf ist es in manchen Fällen ratsam, eine professionelle Krankengymnastik in die Nachsorge einzuschließen.
Bei diesen zwei herkömmlichen Verfahren (OP nach Hohmann / OP nach Wilhelm) erfolgt die Operation unter Narkose.
Diese kann, je nach Fall, eine Vollnarkose, eine Regionalanästhesie oder eine Plexus-Anästhesie (Betäubung in der Achselhöhle) sein.
Risiken dieser Operation beruhen vor allem auf dem relativ großen Einschnitt und der damit verbundenen hohen Wahrscheinlichkeit, die Wunde postoperativ zu infizieren oder eine ausgeprägte Narbenbildung herbeizuführen, die die Bewegung und Kosmetik langfristig beeinträchtigt.
Eine komplette Heilung wird bei offenen Verfahren (Hohmann-OP / Wilhelm-OP) in etwa 80% der Fälle erreicht.
Auch die Zeit nach der Operation ist wichtig für die Heilung.
Eine richtige und konsequente Nachbehandlung ist für den Erfolg der Operation von großer Bedeutung. Der Ellenbogen wird nach der OP etwa für 8-14 Tage je nach Schweregrad in einer Oberarmgipsschiene ruhig gestellt. Genaue Angaben dazu erhält der Patient von seinem behandelnden Arzt. Er bestimmt ebenfalls, nach wie vielen Tagen die Gipsschiene entfernt und die Fäden gezogen werden können. Zusätzlich werden entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente verschrieben.
Um eventuelle Komplikationen zu vermeiden, ist es empfehlenswert, die Finger unter dem Gips zu bewegen. Dies verhindert Thrombosen und Schwellungen und fördert gleichzeitig die Durchblutung.
Nach 2 Wochen kann die Belastung langsam gesteigert werden. Durch eine postoperative Krankengymnastik kann der Patient mittels angepassten Übungen seine Kraft und Dehnungsfähigkeit stärken und die volle Funktion des Armes wieder herstellen. Die Übungen sollten regelmäßig und auch zu Hause korrekt durchgeführt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sie nicht gegen den Schmerz ausgeführt werden, sondern der eigenen Belastungsmöglichkeit entsprechen.
Die Nachbehandlung sollte regelmäßig, mit Geduld und Ruhe durchgeführt werden, damit sie nachhaltig wirkt und einem Wiederkehren der Problematik vorbeugt. Die Erfolgsaussichten auf vollständige Heilung liegen bei 80-90%.