Bei der Implantation eines Gelenkersatzes (künstliches Kniegelenk) zielt der Operateur in unserer Klinik als moderne Orthopädie und Sporttraumatologie darauf ab, so viel körpereigene Knochensubstanz wie möglich zu erhalten. Häufig betreffen die arthrotischen Schädigungen nur einen bestimmten Gelenkanteil, während das restliche Gelenk völlig intakt ist. Warum also das gesamte Gelenk ersetzen? Je mehr gesunde Kniegelenksstrukturen geschont werden können, desto natürlicher fühlt sich die Funktion des Kniegelenks nach dem Eingriff an.
Als Reaktion auf die isolierten Gelenkschädigungen mit Gelenkschmerzen wurden in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt sogenannte Gelenk erhaltenden Techniken und „Knochen sparende“ Knieimplantate entwickelt. Ist der Knorpelschaden nur auf einen Teil des Kniegelenks beschränkt, so kann es in manchen Fällen genügen, nur das erkrankte Knorpelareal mit einer neuen Gleitfläche zu versehen.
Ist zum Beispiel nur der Knorpel einer Hälfte des Gelenks verschlissen, kann der einseitige (unikondyläre) Kniegelenksersatz zum Einsatz kommen.
Das „Patello-femorale“ Gelenk ersetzt dagegen lediglich das Gleitlager der Kniescheibe.
Als weitere Behandlungsstufe steht uns eine „Zweidrittel“-Prothese zur Verfügung. Sie ist eine Kombination aus den beiden erstgenannten knochensparenden Implantaten und ersetzt zwei der drei Kniegelenkanteile: das Kniescheibengleitlager und den inneren Gelenkanteil am Oberschenkelknochen.
Der äußere gesunde Anteil des Kniegelenkes kann so in seiner natürlichen Form bewahrt und – für das Bewegungsgefühl und die Funktion des Kniegelenks besonders wichtig – die stabilisierenden Kreuzbänder können erhalten werden.
Sollte aufgrund einer fortgeschrittenen Schädigung ein beidseitiger (bikondylärer) Kniegelenkersatz erforderlich sein, gibt es auch dann verschiedene Versorgungsoptionen innerhalb der heute verfügbaren, modularen Prothesenfamilien.
Bei ausreichender Bandstabiltät kann zum Beispiel mit einem „Mobile Bearing“ Knie ein größerer Bewegungsumfang und ein natürlicheres Bewegungsgefühl erreicht werden als mit einem herkömmlichen Oberflächenersatz.
Bei ausgeprägten Knochendefekten ist das „Fixed Bearing“ Knie oft die beste Wahl für eine gute und schmerzfreie Kniefunktion.
Bei Instabilität des Kniegelenks nach hinten erweitert ein „posterior stabilized“ Gelenkmodul unsere Therapieoptionen.
Für ganz besonders schwere Fälle mit ausgeprägter Bandinstabilität haben wir zu jeder Zeit eine sogenannte „gekoppelte Knieprothese“ zur Verfügung, auf die wir bei Bedarf auch noch während der Operation umsteigen können. Eine ganze Reihe von Faktoren helfen dem Arzt dabei, das richtige Implantat auszuwählen: Dazu zählen neben der arthrotischen Schädigung das Lebensalter, der Körperbau, die Knochenqualität, aber auch die Lebensgewohnheiten und –Aktivitäten.
Auch die Wahl des Materials ist wichtig: Moderne Endoprothesen bestehen aus extrem abriebfesten und körperverträglichen Hightech-Materialien. Die Last tragenden Komponenten im Ober- und Unterschenkelknochen sind in der Regel aus Titan- oder Kobaltchromlegierungen oder aus neuartigen Werkstoffen wie z.B. der abriebresistenten Zirkonium-Niob-Legierung mit keramisierter Oberfläche („Oxinium“). Für die Gleitpartner haben sich besonders haltbare Kunststoffe (Polyethylen) bewährt. Wer allergisch auf Metalle reagiert, muss nicht automatisch Probleme mit Metallimplantaten haben. Die Medizin ist noch dabei, diesen Zusammenhang zu erforschen. Für alle Fälle gibt es mit dem nicht-allergenen „Oxinium“ auch hier eine Alternative für Allergiker.