Ein Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Kreislaufsystems, die mehr als 30 % aller Menschen in Deutschland betrifft. Im Allgemeinen ist ein Bluthochdruck mit Medikamenten gut behandelbar. Als Zielwert gelten laut den europäischen Leitlinien von 2018 der Europäischen Gesellschaft für Kardiologe (ESC) sowie Hochdruck (ESH) Werte von kleiner 130/80 mmHg, zumindest jedoch 140/80 mmHg.
Die Zahl der Menschen, die erfolgreich medikamentös behandelt werden, ist in Deutschland im letzten Jahrzehnt gestiegen. Glücklicherweise, denn damit ist ein Rückgang der typischen Komplikationen Schlaganfall, Nierenschwäche und Gefäßerkrankungen zu erwarten. Das ist durch eine konsequente lebenslange Behandlung zu erreichen. Zu viele wissen allerdings gar nicht, dass sie einen Bluthochdruck haben.
Außerdem gibt es Patienten, die unter nicht einstellbarem Bluthochdruck leiden. Laut den Leitlinien ist eine arterielle Hypertonie behandlungsresistent, wenn sie erst mit vier Blutdruckmitteln einschließlich eines Entwässerungsmittels in vollen Dosen kontrolliert, das heißt auf einen Zielwert von 140 mmHg einstellbar ist. Voraussetzung ist eine konsequente Medikamenteneinnahme des Patienten. Zur Kontrolle dieses Zielwertes wird eine ambulante 24-Stunden-Messung empfohlen. Diese schließt eine sogenannte Weißkittel-Hypertonie aus (hohe Werte nur bei Anwesenheit von medizinischem Personal) und auch nächtliche Hypertonien. Nächtliche Hypertonie kann ein Hinweis für eine nicht ausreichende abendliche Medikation sein, oder auch ein mögliches Schlaf-Apnoesyndrom.
Zunächst sollte der Bluthochdruck mit einem Aldosteronrezeptor-Antagonist (z. B. Spironolacton), Amilorid oder Doxazosin zusätzlich behandelt werden.
Die folgenden Reserveverfahren sind für Patienten mit Blutdruck-Werten ab 160 mmHg systolisch bzw. 110 mmHg diastolisch beschränkt, die nachgewiesen ihre Medikation einnehmen und keine andere behandelbare primäre Ursache der Hypertonie haben.
Die Stimulation der nahe der Halsschlagader gelegenen Baro- oder Druckrezeptornerven bzw. die Aktivierung des entsprechenden Reflexes über eine elektrische Stimulation ist ein neueres Verfahren, das wir seit dem Sommer 2015 in Zusammenarbeit mit den gefäßchirurgischen Kollegen für einzelne Patienten anbieten können.
Dabei wird mit einem Schrittmacher, der unterhalb des rechten Schlüsselbeines wie ein Herzschrittmacher implantiert wird, über eine einzelne Sonde die Region des Nervengeflechtes an der Halsschlagaderaufzweigung rechts elektrisch stimuliert. Das Verfahren senkt den arteriellen Druck um ca. 20 mmHg und ergänzt die bestehende Medikation. Ziel ist, Patienten mit nicht einstellbarem Druck trotz einer Kombination von mindestens vier Medikamenten in den Zielbereich von 140 mmHg (systolisch) zu verhelfen.
Die Zielgruppe sind insbesondere Patienten, die schon Folgeschäden der Blutdruck-Erkrankung zeigen. Das Verfahren eignet sich auch für Patienten mit fortgeschrittener Nierenschwäche, die wegen dieser Einschränkung nicht mehr mit allen eigentlich wünschenswerten Medikamenten behandelt werden können. Aus kleineren Studien ergibt sich der Hinweis, das unter Barorezeptoren-Stimulation die Eiweißausscheidung als prognostischer Marker abnimmt.
Laut den Leitlinien 2018 sollte das Verfahren nur im Rahmen klinischer Studien angewandt werden. Wir schließen die Patienten in die laufenden Registerstudien ein.
Ansprechpartner sind OA Dr. C. Blanke (Tel. 231-1215) für die Kardiologie bzw. OA Dr. I. Darwich für die Gefäßchirurgie.
Die renale Denervierung ist ein Katheter-Eingriff, in dem nach örtlicher Betäubung der Leiste der Verödungskatheter unter Röntgenkontrolle zu den Nierenarterien gesteuert wird. Hier liegen in der äußersten Schicht der Gefäßwand Fasern des vegetativen Nervensystems, die den Blutdruck mit beeinflussen. Durch Hochfrequenz-Verödung wird die Leitfähigkeit dieser Nerven herabgesetzt. Das Verfahren senkt den arteriellen Druck um ca. 10 mmHg und hat den Vorteil einer einmaligen Anwendung, die nach aktuellem Kenntnisstand für eine dauerhafte Blutdruck-Senkung ausreicht. Die breite klinische Anwendung wurde gestoppt nachdem in der Zulassungsstudie für den US-amerikanischen Markt (SYMPLICITY HTN-3) im Vergleich zur Schein-Prozedur der vorher festgelegte notwendige statistische Unterschied verfehlt wurde. Trotzdem ist das Verfahren in einzelnen Fällen interessant und wurde von universitären Arbeitsgruppen unter entsprechender Kontrolle der Wirkung weiter erforscht und angewandt. In den laufenden Studien waren eher jüngere Patienten ohne vorherige Medikation die Zielgruppe. Ansprechpartner ist Prof. Dr. M. Buerke.